Inhaltswarnung: Diese Seite enthält Hinweise auf Tod, Selbstmord, Polizeigewalt, Rassismus und Körperverletzung.
Am 25. Februar 2019 starb der 22-jährige Rooble Warsame in Polizeigewahrsam in Schweinfurt, nur wenige Stunden nach seiner Festnahme.
Rooble war ein junger Schwarzer Asylbewerber aus Somalia, der in einem Asylbewerber*innenheim (Ankerzentrum) lebte. Er und seine Freunde waren häufig dem Rassismus der Polizei und der Zivilgesellschaft ausgesetzt, sowie dem strukturellen Rassismus und der Gewalt des Grenz- und Immigrationssystems.
Trotz der widersprüchlichen Beweislage wurde Roobles Tod als Selbstmord eingestuft. Es gab keine strafrechtliche Ermittlung gegen die beteiligten Polizeibeamten. Wir stellen diese Beurteilung in Frage, da viele wichtige Details nicht passen:
- Rooble hatte durchgehend engen Kontakt zu seiner Familie und hat keinerlei Suizidabsichten gezeigt.
- Rooble wurde zusammen mit einem Freund im Ankerzentrum verhaftet. Roobles Freund wurde jedoch am nächsten Tag wieder freigelassen, wurde nicht als Zeuge vernommen und gilt nun seit mehreren Jahren als vermisst.
- Roobles Cousin, der nach Roobles Tod seine Zelle besucht hat, erinnert sich: „Die Zelle war zwei [mal] vier Meter groß. Wir haben alles untersucht. Es ist nicht möglich, in diesem Raum Selbstmord zu begehen. Es sei denn, man schlägt seinen Kopf unaufhörlich gegen die Wand oder erwürgt sich mit seinen eigenen Händen. Es gab keine [Gegenstände] im Raum…keinen Haken, kein Seil, keine Öffnung, wo man etwas hätte anbringen können.“
- Die Autopsie hat Mord nicht ausgeschlossen und die Polizeibeamten haben es versäumt nachzuweisen, wie jemand auf die Art und Weise hätte Selbstmord begehen können, wie sie es von Rooble behaupten.
Wir sind zudem misstrauisch über das Verhalten der Polizei gegenüber Roobles Familie nach seinem Tod:
Sowohl uniformierte als auch zivil gekleidete Polizisten waren bei Roobles Bestattung anwesend, was unserer Meinung nach dazu diente, die Familie einzuschüchtern und/oder zu überwachen.
Die Polizei weigerte sich vorerst, mit Roobles Familie zusammenzuarbeiten und gewährte ihnen keinen Zugang zur Zelle, in der er starb. Erst nach beharrlichen Forderungen und juristischem Druck willigte sie ein.
Die Polizei wollte Roobles Leiche so schnell wie möglich einäschern, wurde aber von der Moscheegemeinde daran gehindert, die darauf bestand, Rooble ein islamisches Begräbnis zu geben. Diejenigen, die Roobles Körper sahen bevor er vom Imam gewaschen wurde, berichten über erschreckende Verletzungen, die eindeutig auf einen Kampf und nicht auf Selbstmord hinwiesen. Sie sagen, sein Körper sei mit frischen Wunden und Kratzspuren übersät gewesen, mit einer Knieverletzung, und ohne jegliche Abdrücke, die auf eine Selbststrangulierung hindeuten könnten.